Uetersen - Die Rosen und Hochzeitsstadt

150 Jahre Uetersen

1870 wurde der „Flecken“ Uetersen zur Stadt

Von Dr. Ute Harms Stadtarchiv Uetersen

Dieses Regelwerk für Verfassung und Verwaltung ging im Wesentli- chen auf einen Entwurf des linkslibe- ralen Staatsgelehrten Prof. Albert Hä- nel (1833-1918) zurück und stellte mit seinen liberalen Grundgedanken die modernste Städteordnung in der preußischen Monarchie dar. Unter anderem zeichnete sie sich durch die Einführung der Direktwahl des Bür- germeisters und der Magistratsmit- glieder durch die Bürgerschaft und eines erweiterten Bürgerrechts aus. Frauen jedochblieb allerdingsweiter- hin das Wahlrecht verwehrt. „Uetersen war im Kreis Pinneberg die erste Gemeinde, die die Stadtrechte erhielt.“ Von 25 bestehenden Fleckenskol- legien in Schleswig-Holstein fassten acht den Beschluss, Stadt zuwerden: Elmshorn, Heide, Kappeln, Meldorf, Neumünster Preetz, Uetersen und Wandsbek. Uetersen war im Kreis Pinneberg die erste Gemeinde, die die Stadtrechte erhielt, gefolgt von Elmshorn am 11. April des gleichen Jahres, dann Pinneberg am 15. Juli 1875, schließlich Wedel am 27. No- vember 1875. Der ehemalige Fleckensvorsteher Ernst Meßtorff (1822-1916) wurde zum Bürgermeister der neuen Stadt gewählt, der Lohgerber Ludwig Schröder zum ersten Stadtrat und zu

Wie und warum sich dieser Ver- waltungsakt vollzog und was das für Konsequenzen mit sich brachte, hat Stadtarchivarin Dr. Ute Harms recherchiert. Fündig wurde sie unter anderem in hi- storischen Akten des Landesar- chivs Schleswig. Am 13. Januar 1870 gab die Kö- nigliche Regierung in Schleswig be- kannt, dass für Uetersen der Titel „Stadt“ angenommen ist und die Verpflichtung des Bürgermeisters, der Ratsmänner und des Stadtver- ordneten-Collegiums auf die neue Städteordnung stattgefunden hat. Veröffentlicht wurde das im Amts- blatt der Königlichen Regierung in Schleswig. Das Stadtverordneten- Collegium wurde durch ein Schrei- ben von dieser bedeutsamen Be- kanntmachung in Kenntnis gesetzt. Die Kopie dieser handschriftlichen Benachrichtigung ist das einzige offi- zielle Dokument zur Stadtwerdung Uetersens, das sich imStadtarchiv er- halten hat. Als Schleswig-Holstein 1867 zur preußischen Provinz wurde, gab es im Land 24 Städte und 25 Flecken. Zu diesen ländlichen Mittelpunktsor- ten, den Flecken, gehörte seit 1746 auchUetersen. Die preußische Regie- rung erließ am 14. April 1869 eine Städteordnung, mit der eine einheit- liche Verfassungsordnung für Flek- ken und Städte in Schleswig-Holstein geschaffen wurde.

Bildnis von Uetersens erstem Bürgermeister Ernst Meßtorff (1822- 1916). Nach ihm ist Uetersens Meßtorffstraße benannt. Foto: Stadtarchiv Uetersen

„Wesentliche Veränderung: die Loslösung von der Klösterlichen Obrigkeit“ Für Uetersen hatte die Stadtwer- dung eine wesentliche Veränderung

seinem Stellvertreter, der Zigarrenfa- brikant Bliesemann zum zweiten Stadtrat. Alle drei zusammen bilde- ten den neuen Magistrat. Vereidigt auf die preußische Städteordnung, war der Magistrat nun die leitende kommunale Verwaltungsbehörde, die mit der Stadtverordneten-Ver- sammlung gemeinschaftlich Be- schlüsse fasste.

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